Erinnerungen an Bruno

von

in

Bruno mein Bruno

2 Wochen nach dem, für uns völlig unerwarteten, Tod unserer ersten gemeinsamen Hündin Cindy erfuhr ich von meiner Freundin über einen geplanten Labrador-Wurf.

Cindy

Wir waren uns noch überhaupt nicht sicher, ob wir schon wieder einen Hund haben wollten und schon gar nicht ob es wieder ein Retriever sein sollte. Vielleicht doch lieber ein Ridgeback?

Die Diskussionen verliefen zäh, denn mein Mann war nicht davon angetan einen Welpen ins Haus zu holen, während wir noch soviel am Haus zu tun hatten. Und dann sollte das Tier auch noch so viel Geld kosten. Für einen Hund?? Nein – wirklich nicht.

Hund gesucht

Es kam dann doch zu einem Retriever. Genauer gesagt zu einem Labrador in chocolate. BRUNO – geboren am 27.04.2005.

10 Tage nach der Geburt der Welpen durften wir das erste Mal gucken. Eigentlich wollten wir ja wieder eine Hündin, aber braun sollte sie sein… Nun in dem Wurf gab es nur eine braune Hündin und die war bereits vergeben. Dann passierte es… Klein-Bruno krabbelte in den Ärmel unserer Tochter und schon war es aus. Herz verschenkt!

Bruno zieht in unsere Herzen

Wir besuchten den Knirps und seine Familie wöchentlich, manchmal auch mehrmals in der Woche.
Nach 8 Wochen spannender Welpenzeit (das hatten wir bei Cindy gar nicht miterlebt) zog dann klein Bruno, der freche Racker, bei uns ein.
Was hat der Schlingel nicht alles angestellt: Teure (ausnahmslos) Schuhe zerlegt, DVD-Hüllen geschreddert, Bücherregale ausgeräumt und Konfetti fabriziert.

Bruno in der Einkaufstasche
Bruno beim Teichbau

Was etwas angespannt blieb, war das Verhältnis vom Herrchen zum Hund. Da musste etwas passieren.

Bruno braucht eine Aufgabe

Erkenntnis und Entschluss
Wo fängt man an?? Na am Besten am Anfang! Am Anfang stand die Erkenntnis: Bruno ist ganz sicher kein Sofa-Kuschel-Schmusehund. Bruno braucht was zu tun!
Bei den Welpenbesuchen hatten wir auch die künftige Besitzerin von Brunos Schwester Anna kennengelernt. Sie hat uns erzählt, dass sie mit ihrem Hund, auch ein Labbie, in der Rettungshundestaffel in Harburg aktiv ist und auch Anna solle recht bald ihre Ausbildung dort beginnen.
Wir erfuhren so Manches von der Rettungshundearbeit. Klar, wir hörten geduldig zu und wir bewunderten die beiden für ihr Engagement, aber wir sind (waren) normale Menschen, mit einer mehr oder weniger geregelten Arbeit, einem Haus (noch dazu mitten in der Sanierungsphase) und einem Teenager zuhause. Außerdem ohne jegliche medizinische Vorbildung – wie sollten wir da effektiv mitarbeiten können? Da musste es doch auch andere Beschäftigungsmöglichkeiten geben!

Was kommt nach der Welpenspielgruppe

Wie sollte es denn wohl nach der Welpenspielgruppe weitergehen? Also diskutierten wir, machten uns im Internet schlau und stellten Fragen. Die größte Frage: Wären wir denn dem Zeitaufwand gewachsen der mit der RHS zusammenhängt? Sollte es vielleicht doch eine andere sinnvolle Beschäftigung sein? Jagdlich haben wir beide überhaupt keine Ambitionen – das schied komplett aus. Ich versuchte also eine RHS in unserer Nähe zu finden. Ja – Nähe – das Wort ist inzwischen sehr relativ geworden. Die Mineralölkonzerne verdienen sich an uns dumm und dusselig! Also in der Nähe – nix zu machen.

Probetraining bei der Rettungshundestaffel

Ich machte also einen Anlauf bei der RHS wo auch L. Anna ausbildete und wir vereinbarten an einem Training teilzunehmen. Die Flächensuche findet sonntags statt 4 Stunden im Wald! Dazu kommt Theorie und/oder Gerätetraining mittwochs abends nochmals 3 Stunden. Kaum zu schaffen dachten wir. Das Probetraining war beachtlich! ALLE gaben sich unglaubliche Mühe mit uns (wir waren zu dritt gefahren) Sie erklärten geduldig und stellten sich unseren anfangs wenigen Fragen. Auch Bruno wurde supernett aufgenommen. Die Gruppe, der wir zugeteilt waren, machte Kennenlernspielchen: Alle hocken im Kreis, jeder hat ein (haha) Leckerli in der Hand und er wurde Mal von diesem und mal von jenem gerufen. Bruno hatte keine Angst – er sauste von einem zum anderen, fraß ihnen die Taschen leer und knutschte sie in Grund und Boden. Er fand es herrlich und wir waren schwer begeistert. Seine Schwester Anna machte zu diesem Zeitpunkt schon Kurzanzeigen und war mit Feuereifer dabei die Opfer anzubellen. Wieder zuhause angekommen, beschlossen wir am nächsten Sonntag wieder dabei zu sein.

Wer führt Bruno?

Wir fuhren noch 3 Sonntage gemeinsam in den Wald und dann stand die Entscheidung an: wer macht die Ausbildung mit Bruno? Gatte oder ich? Mein Mann war sich überhaupt nicht sicher. Wie war das mit dem Arbeitgeber? War das zeitlich zu schaffen? Andererseits – die entstehende Bindung zum Hund tat ihm auch gut. Auf unserer letzten gemeinsamen Fahrt gen Flächensuche fiel die Entscheidung. Mein Mann verkündete, dass er mit Bruno die Ausbildung in der RHS machen wird. Ab dem nächsten Sonntag fuhren die beiden allein.

Was gehört dazu ein Rettungshund zu werden?
Nachdem der Entschluss feststand, dass Bruno zum Rettungshund ausgebildet werden soll, kam natürlich die bange Frage: Und was ist wenn er es nicht schafft? Die Antwort darauf gab es von vielen erfahrenen RHF. In der Regel ist es nicht der Hund der die Ausbildung abbricht, sondern der Mensch.

In der Zeitfolge sind wir jetzt mitten im Oktober 2005. Jeden Sonntag startet mein Mann mit Bruno durch. Ehrlich gesagt, habe ich noch niemals während unserer Ehe mitbekommen, dass er ohne Schwierigkeiten aus dem Bett kommt. Die Sonntage sind irgendwie anders – 07:00h aufstehen? Kein Thema! Seinem Arbeitgeber hat er die Bestätigung abgefordert, dass er im Falle eines Einsatzes (ist ja noch lange hin) den Arbeitsplatz fluchtartig verlassen darf. Das war übrigens gar nicht so unmöglich wie es ihm zunächst erschien. Die Geschäftsleitung zeigte sich eher interessiert. Vor allen Dingen, als er bestätigen konnte, dass er dafür kein Geld bekommt (im Gegenteil). Da ließen sie sich doch gerne vom Hund und der RHS erzählen. Auch mittwochs eher zu gehen (bei normalem Feierabend wäre es unmöglich den Hund zu holen und rechtzeitig bei der Theorie zu sein) war nun keim Problem mehr. Natürlich wissen die Rettungshundler was der Hund alles können muss und was sich der RHF aneignen muss, für uns war das alles Neuland. Wir standen zunächst staunend vor den ganzen Anforderungen. Nun – nicht vorgreifen – für den Hund ging es dann schon etwas ernster weiter: Bellen! Oh was ein Problem!!!Was seine Schwester mit Bravour machte, das haben wir Monate mit ihm geübt! Man stelle sich mit einem Stückchen Fleischwurst vor den Hund: Gib Laut. Raus kommt: Krühöhuuwogrüwu – wuhuhujuhuwö – (tief Luft holen) wiff!! Na machen wir es kurz – es klappt jetzt. Nun kann er bellen, dass der Wald zittert! Bruno hat nach den ersten Kennenlernspielen Kurzanzeigen gemacht – bis zum abwinken, oder besser bis es sitzt. Haha – da erinnere ich mich gerade daran, wie es ist wenn man sich als Opfer suchen lässt. So mancher Hund spuckt beim bellen. Andere bellen so laut, dass einem das Trommelfell gleich platzt. Dem nächsten gibt man das Spielzeug besser mit Handschuh. Und bei einem weiteren Hund sollte man die Leckerli gleich im Magen ablegen! Wieder ein anderer hat sich auf Leibesvisitation (streng verboten) spezialisiert. Da machst was mit! Herrlich ist es für die Hunde auch, wenn sie den Waldweg bis zum Übungsplatz miteinander toben und sich vielleicht auch ein kleines bisschen raufen können. Da fällt es dann etwas leichter, wenn man im Lager angeleint zu liegen hat. Die Staffelmitglieder werden in Gruppen zu ca. 5 aufgeteilt und es arbeitet pro Gruppe nur 1 Hund. Das wird sicher in den anderen Staffeln genauso gemacht. Ich schreib das nur Mal für die Nicht-Rettungshundler. Im Lager hält umschichtig jeweils ein Staffelmitglied Wache und sorgt dafür, dass die Schnauzis sich nicht vertüddeln, oder sonst irgendeinen Unsinn machen. Zumeist betrifft das sowieso nur die Neueren (und Bruno), die alten Hundehasen machen das natürlich nicht. Fazit: Was gehört dazu ein Rettungshund zu werden? Eigentlich nur der geeignete RHF, der sich die Zeit nimmt seinen Hund auszubilden. Ein aufmerksamer, arbeitsfreudiger Hund, der nicht zu groß und nicht zu klein ist – das sollte es dann schon fast sein.
(dieser Post ist in groben Zügen aus der Homepage von Bruno kopiert)

Die wilde Rübe wird Rettungshund

Das ist nun schon einige Zeit her. Mittlerweile ist Bruno schon viel, viel ruhiger geworden und es liegen ungezählte Trainingseinheiten zwischen der Erkenntnis, den ersten zarten Schritten und dem jetzigen Stand der Ausbildung, der mit kurz vor der Flächenprüfung zu bezeichnen ist. Aus der wilden, kleinen Rübe ist ein schöner Rüde geworden.

Bruno im Profil

Was fehlt Bruno und Herrchen noch zur Zulassung für die Rettungshundprüfung? Nur die Begleithundprüfung (oh, ein leidiges Thema). Brunos Problem bei der Unterordnung: Ich frag mal nach! Dauerablage?? OCH – Muss ich? Aber auch das wird sicherlich in Kürze geschafft sein.

Rettungshund

Bruno wurde geprüfter Rettungshund und hat somit natürlich auch zuvor die Begleithundeprüfung bestanden.
In vielen Einsätzen zeigte Bruno was er gelernt hatte. Mein Mann und Bruno – die beiden waren als Team zusammengewachsen.

Training für die Trümmersuche. Start am Trümmerkegel
Trainingsperson gefunden – zur Bestätigung gab es das Zergel


Du merkst schon – ich schreibe in der Vergangenheit. Die Texte zuvor stammen aus meinem alten Blog, der nicht mehr weiter geführt wurde.
Die Rettungshundearbeit hat mein Mann Ende 2014 aufgegeben. Es hatte viele Gründe – der Ausschlag gebende Grund war der hohe zeitliche Aufwand.
Im Rettungshundewesen geht es leider nicht immer nur um die Mensch- und Hund-Ausbildung. Das leidige Thema Geld zwingt dazu noch viele andere Termine wahrzunehmen.

Bruno – Rettungshund beim BRH

Ohrenleiden

Lange Jahre hat Bruno mit seinen Ohren Probleme gehabt. Diverse Tierärzte konnten nicht final helfen. Irgendwann schlug Bruno mit den Ohren hart auf den Wohnzimmertisch und hatte in der Folge gleich 2 Blutohren.
Es wollte einfach nicht besser werden. Die später dann deformierten Ohren machten es auch nicht einfacher helfende und pflegende Medikamente in die Ohren zu bekommen.

Auf Bruno ist Verlass – Würstchen auf dem Grill? Kein Problem!

Bandscheibenvorfall

Im November 2019 erleidet Bruno im Alter von 14 Jahren einen Bandscheibenvorfall.
Unsere Tierärztin schaffte es ihn mit entsprechenden Medikamenten wieder auf die Pfoten zu bekommen. Wir versorgten ihn zu Hause mit Transfusionen, die wir unter der Anleitung unserer Tierärztin verabreichten und tatsächlich kämpfte er sich wieder auf.
Zur Genesung trug auch die umsichtige Katrin Reimers mit ihrer Tierphysiotherapie bei. Zunächst sollte Bruno schwimmen.

Bruno bei der Physiotherapie

Das letzte Bild ein letzter Gruß

Bruno im April 2020

Das Bild zeigt Bruno schon an seinem 15. Geburtstag.
Fast ein Jahr hat er uns noch begleitet. Wir haben ihn an einem Freitag den 13. gehen lassen – 2 Wochen vor seinem 16. Geburtstag.
In unseren Herzen und in unserer Erinnerung ist er immer bei uns.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert